Auf der ersten Seite des Protokollbuches von 1907 steht der Satz: "Das Protokollbuch No.1 ist aufbewahrt im Vereinskasten und datiert vom Jahr 1895 bis 1907". des Leider ist dieser Vereinskasten ebenso wie das Protokollbuch spurlos verschwunden, so daß die "schriftliche" Vereinsgeschichte erst ab der Hauptversammlung im Jahr 1907 existent ist1908. Bei der Hauptversammlung wurde bekanntgegeben, daß das Mittelschwäbi-sche Gauverbandsschießen auf der Schießanlage an der Steige durchgeführt wird. Das Schießen wurde unter der rührigen Vereinsleitung reibungslos abgewickelt. Vereine als Aalen, Ellwangen, Ulm, Lorch, Heilbronn und Schwäbisch Hall beteiligten sich zahlreich. Das Schießen war ein großer Erfolg für den damals noch jungen Verein.

 

An der Steige wurde die damals übliche Disziplin 150 m stehend freihändig geschossen. Die Resultate wurden von Hand angezeigt, der Zeigerlohn betrug 40,- Mark im Jahr!

 

Die Einlage für das Anfangsschießen wurde auf 30 Pfennig festgesetzt, der Über-schuß betrug 1,60 Mark.

 

Zum Gauschießen in Aalen stiftete der Verein eine mit 20 neuen Markstücken gefüllte Schweinsblase als Ehrengabe.

 

 

In den folgenden Jahren ist (wie heute) immer wieder die Rede von fehlenden Geldmitteln. Trotz sparsamster Kassenführung überstiegen die Ausgaben immer wieder die Einnahmen und jede Versammlung schloß mit Schlußwort und Spendenaufruf. Zum Gauschießen in Königsbronn brachte der Verein als Ehrengabe zwei Rollschinken im Wert von 16 Mark.

 

Interessant ist bei der Durchführung von vereinsinternen Schießen wie Anfang- und Endschießen, daß das ganze Programm an einem Tag abgewickelt wurde.Bei den abendlichen Preisverteilungen im "Schwanen" wurde auch damals schon eifrig das Tanzbein geschwungen.

 

 

 

Im zweiten Kriegsjahr 1915 wurden 15 Mitglieder eingezogen. Auf der Schießanlage wurden Schießübungen mit Wehrpflichtigen und Ersatzreservisten abgehalten. Der Württembergische Schützenverband forderte seine Mitgliedervereine auf, alle Schützen mit dem Armeegewehr vertraut zu machen. Sehr spärlich waren in dieser Zeit die Versammlungen besucht. In den Jahren 1917 und 1918 ruhte das Vereinsleben ganz. Die erst Versammlung nach dem Krieg fand im Februar 1919 statt,  zu Schießübungen hatte allerdings noch niemand Lust.

 

 

 

Erst im Jahre 1921 wurde die Schießanlage an der Steige wieder instandgesetzt,  und zaghafte Versuche unternommen, das Vereinsleben wieder anzukurbeln, Zur  Abdeckung der drückenden Schuldenlast wurden Anteilscheine an die Mitglieder ausgegeben im Wert von über 2500 Mark.

 

Im Jahr 1924 wurden wieder regelmäßig Schießübungen abgehalten. Neu aufgenommen wurde das Schießen mit Zimmerstuzten, welches guten Anklang fand. Erstmals war die Rede von einer Jungschützen-Abteilung.

 

Im Jahr 1925 wurden auch wider auswärtige Schießen besucht, so das Landesschießen in Stuttgart und das Gauschießen in Aalen. Alle Teilnehmer brachten schöne Preise mit nach Hause.

 

1926 mußten die Blenden und Zeigerstände wieder renoviert werden. Laut einem Antrag aus der Hauptversammlung sollen Mitglieder, welche sich nicht am Arbeitsdienst beteiligen, einen Betrag in Höhe von 3 Mark an die Kasse abführen. Alle  Helfer erhalten ein Vesper.

 

Im Jahr 1927 trat der Verein in den "Stadtverband für Leibesübungen" ein. Mit guten Ergebnissen schnitten die Schützen beim Gauschießen ab.

 

1934 Wurde Karl Schneider zum ersten Schützenmeister gewählt und trat damit die Nachfolge von Melchior Bäuerle an, welcher seit 1907 diese Amt innehatte. Für seine großen Verdienste um den Schnaitheimer Schützenverein wurde Melchior Bäuerle zum Ehrenschützenmeister ernannt. 1934 wurde auch ein Kleinkaliber-Stand gebaut, um, wie das Protokollbuch lautet, sich der Neuzeit anzupassen.

 

Im Jahr 1936 hat das Kleinkaliber-Schießen derart zugenommen, daß ein KK-Schützenmeister bestellt werden mußte.

 

Erstmals fand ein "Opfertag-Schießen" zugunsten des Winterhilfswerkes statt. Eine größere Veranstaltung war das Ostalbgau-Schießen für KK, welches auf der Schnaitheimer Schießanlage abgehalten wurde.

 

Bis 1939 wurden jährlich mehrere vereinsinterne Preisschießen in Groß- und Kleinkaliber durchgeführt. Die Kasse hat sich soweit erholt, daß man eine Erweiterung der Schießanlage ins Auge fassen konnte. Georg Schwab und Ludwig Herter absolvierten einen Schießwartlehrgang. Albert Sailer und Hermann Fetzer (Schwanenwirt) wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt. Bis zu der Hauptversammlung im April 1942 wurde kein Protokoll geführt, bedingt durch den Ausbruch des zweiten Weltkrieges brannte das Vereinsleben nur auf Sparflamme.

 

 

 

Der letzte Eintrag im Protokollbuch stammt vom Schriftführer Wilhelm Laggey über die Hauptversammlung im Februar 1943. Der Verein existierte zwar noch, doch niemand hatte mehr Zeit und Lust, ein Hobby zu pflegen.

 

 

 

Nach Kriegsende im April 1945 hieß es auch für die Schnaitheimer Schützen: "Hahn in Ruh"; der Verein wurde laut Kontrollratsgesetz verboten. Eine bewegte Geschichte fand ihren vorläufigen Abschluß. Schweren Herzens lieferten die Schützen ihre Scheibenbüchsen ab, wer weiß, welche Zimmerwände sie heute schmücken? Vielleicht legen sie über dem großen Teich Zeugnis ab über eine jäh unterbrochene traditionelle Sportart? Wer weiß?

 

Eine neue Zeit bricht an...

 

Nachdem die Verbote für Schützenvereine wieder aufgehoben waren, wurde am 14. März 1953 der Schützenverein Schnaitheim zum zweitenmal aus der Taufe gehoben. 15 Personen trafen sich in der "Traube" zur Gründungsversammlung. Willy Bäuerle, ein Enkel des 1945 verstorbenen Ehrenschützenmeisters Melchior Bäuerle, wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt.

 

Der Schießbetrieb wurde auf der Kegelbahn in der "Traube" mit Luftgewehren aufgenommen.

 

Noch vor dem Jahreswechsel wurde Willy Bäuerle von Eberhard Schneider als Vorsitzender abgelöst.

 

Im Jahr 1954 wurden auch wieder auswärtige Schießen und Schützenfeste besucht, neben schönen Preisen wurden auch alte Freundschaften wieder aufgenommen. Im Herbst wurde erstmals die neue Königskette ausgegossen. Eberhard Schneider wurde der erste Schützenkönig des neuen Vereins. Bis 1957 beteiligte sich der Verein an allen Gaumeisterschaften, teilweise sogar bei den Bezirksmeisterschaften. Zahlreiche Freundschaftskämpfe wurden bestritten. Besonders zu erwähnen ist die Teilnahme am Schwäbisch-Bayerischen Bundesschießen in Giengen, beim Gauschießen in Ellwangem, beim Landesschießen in Heidenheim und beim Wildschützenfest in Königsbronn. Bei allen Veranstaltungen brachten die Schützen wertvolle Preise mit nach Hause. Bei der Hauptversammlung 1957 wurde der endgültige Beschluß gefaßt, ein Schießhaus zu bauen. Nach umfangreichen Vorarbeiten und vielen Diskussionen um die Standortfrage konnte man im Frühjahr 1958 mit dem Bau der Schießanlage auf dem Oldenberg beginnen. Emsig werkten die Schützen und schon im Sommer 1959 konnte man den Erfolg sehen. In unzähligen Arbeitsstunden haben sich die Schützen nicht nur eine zweckmäßige Schießanlage, sondern auch ein gemütliches Heim geschaffen. Das neue Schützenhaus, erbaut mit den Steinen vom Abbruch der alten Turnhalle, gab dem Verein auch neuen Auftrieb. Man konnte jetzt einen geregelten Schießbetrieb aufziehen und in kurzer Zeit erhöhte sich die Mitgliederzahl auf über  vierzig.

 

Verständlicherweise kamen die Schützen während der Bauzeit nicht viel dazu, Schützenfeste oder Preisschießen zu besuchen, doch wurden auch in diesen Jahren zahlreiche Leistungsnadeln des Württembergischen und Bayerischen Schützenverbandes erworben.

 

Im Juni 1960 fand die erste Mitgliederversammlung im neuen Schützenhaus statt. Hauptpunkt war das geplante Einweihungsschießen und das damit verbundene Gauschießen. Das Gau- und Einweihungsschießen auf der neuen Anlage wurde ein großer Erfolg. 165 Schützen kämpften um Ringe und Blattl und konnten manch schönen Preis mit nach Hause nehmen.

 

 

 

Für die Luftgewehrstände wurde eine Beleuchtung angeschafft, so daß auch am Abend trainiert werden konnte.

 

 

 

Das Schützenhaus soll auch in kleinerem Rahmen bewirtschaftet werden, für die Bewirtschaftung stellten sich 8 Paare zur Verfügung. An den Rundenwettkämpfen beteiligten sich der Verein mit zwei Mannschaften. Bei der Hauptversammlung 1962 trat der erste Vorsitzende Eberhard Schneider aus beruflichen Gründen von seinem Amt zurück. Zum neuen Vorsitzenden wurde Karl Beichle gewählt. Eberhard Schneider wird zum Ehrenmitglied ernannt.  Weil das Schützenhaus schon in der kurzen Zeit zu klein wurde, beschloß man, durch einen Anbau die ganze Anlage so zu vergrößern, daß sie auch für größere Veranstaltungen Verwendung finden kann. Die Arbeiten sollen wieder in freiwilligen Arbeitsstunden durchgeführt werden. Mit einiger Skepsis wurde dieser Beschluß gefaßt, doch schon im Herbst 1962 konnte der Anbau bezogen werden.

 

 

 

Die Schießanlage wurde durch den Anbau um 3 Kleinkaliber-Stände vergrößert.

 

 

 

Bei den Gaumeisterschaften in Heidenheim errang Willy Saur den 13. Platz, Karl Koch in der Altersklasse den 3. Platz.

 

Am 18. Oktober 1962 wurde der Verein in das Vereinsregister eingetragen als Rechtsnachfolger des Schützenvereins 1900.

 

Bei der Hauptversammlung im Juli 1963 wurde Hans Appt als Nachfolger von Karl Beichle zum 1. Vorsitzenden gewählt.

 

Karl Koch wurde Landesmeister in der Altersklasse. Die Mitgliederzahl belief sich auf 52. Die Außenanlagen und die Umzäunung wurde fertiggestellt. Immer mehr entwickelte sich das Schützenhaus zu einem beliebten Spaziergangsziel.

 

Bei der Hauptversammlung am 15. Januar 1967 übernahm Hermann Weiß den Vorsitz im Verein. Bei den Kreismeisterschaften errang die Altersklassenmannschaft den 2. Platz. Im Sommer 1967 verfügte der Verein über eine Jugendgruppe von 10 Jungschützen.

 

Für das Winterhalbjahr wird dem Verein ein Raum im Spritzenhaus zur Verfügung gestellt.

 

Bis 1972 verlief das Vereinsleben ohne besondere Höhepunkte. Im Sommer 1972 wurde 2 moderne KK-Zuganlagen angeschafft. Im Frühjahr 1973 begann der Umbau des KK-Standes, welcher noch im gleichen Jahr beendet wurde.

 

 

 

Beim Kreisschießen 1973 in Nattheim wurde Willy Saur vielumjubelter Kreisschützenkönig.

 

 

 

Karl Zimmermann und Willy Saur, zwei verdiente Ausschußmitgleider, werden zu Ehrenmitgliedern ernannt.

 

Im Jahr 1975 verfügte der Verein über ein schmuckes Heim mit 8 Luftgewehr-Ständen und 3 Kleinkaliber-Ständen. Die Mitgliederzahl betrug 75, darunter 8 Jungschützen. Mit einem Festakt in der Turn- und Festhalle und einem von den Mitgleidern professionell organisierten Waldfest wird das 75-jährige Jubiläum unter Leitung von Oberschützenmeister Hermann Weiß standesgemäß begangen.

 

Nachdem das Spritzenhaus als Winterdomizil nicht mehr zu nutzen war (Abbruch wegen Straßenneubau), entschloß man sich die vorhandenen, offenen Luftdruckstände durch den bau einer Schießhalle zu ersetzen. Baubeginn war Sommer 1977. Bereits zum Königsschießen im Herbst war der Bau fertiggestellt. Der größte Teil der Arbeit wieder mal in Eigenregie. Im April 1978 konnte sich die Schnaitheimer Bevölkerung bei einem „Tag der offenen Tür“ selbst ein Bild machen.

 

 

 

Passend zu diesem Ereignis wird Rolf Duckgeischel Kreisschützenkönig!

 

 

 

Nachdem die Schießhalle auch im Winter gerne genutzt wurde, war der offene Abtritt nicht mehr zeitgemäß und wurde 1982 durch eine feste, ansprechende Toiletten-anlage ersetzt.

 

 

1982. Elke Weiß wird mit 372 Ringen in der Disziplin Luftgewehr,Damenklasse Landesmeisterin und schaffte damit als zweites Vereinsmitglied die Zulassungs-ringzahl zu den Deutschen Meisterschaften.

 

 

 

Der langjährige Schatzmeister Erich Maurer wird zum Ehrenmitglied ernannt.

 

Beim 75-jährigen Jubiläum des Musikvereins 1985 nimmt der Schützenverein mit einer starken Gruppe teil. Ein besonderer Blickfang ist die Ehrenkutsche mit dem Schützenkönig Willy Saur, seiner Frau Lina und dem Jungschützenkönig Harald Huber.

 

1986  wird ein neuer Heizgastank installiert. Dem Trainingsfleiß sind keine Grenzen mehr gesetzt.

 

Wiederholt weilen junge japanische Austauschsportler im Rahmen eines Jugendaustausches der Sportkreisjugend im Schützenhaus (1987).

 

1990   schneidet uns das Sturmtief "Wiebke" das Vereinsheim von der Stromversorgung ab. Wieder stehen unfangreiche Arbeitsdienste an.

 

Karl Kienzler, Ernst Kraft, Hermann Benz und Otto Kraft werden 1991 zu Ehrenmitgliedern ernannt.

 

Eine Abordnung der Schützen nimmt am Kreisfeuerwehrmarsch 1992 in Schnaitheim teil.

 

Der Jugendleiter Rolf Duckeischel vertreibt abends einen jugendlichen Einbrecher. Lange Zeit waren wir verschont geblieben. Der Schaden hielt sich in Grenzen.

 

1994.  Der SV Schnaitheim richtet den Bezirksschützentag in der Turn- und Festhalle aus. Es nahmen    53   Vereine mit über 1000 Schützen teil.

 

Nach über 27 Jahren legt der 1. Vereinsvorsitzende Hermann Weiß sein Amt nieder. Als Nachfolger wird Bernd Grohmann von der Hauptversammlung einstimmig gewählt.

 

Bei der Preisverteilung zum Freundschaftsschießen mit der Feuerwehr sieht sich der Gastgeber schlagartig seiner Gäste beraubt. Grund: Großbrand im "Fahrrad-Haus Bullinger".

 

Neben sportlichen Aktivitäten wird den Mitgliedern die nächsten Jahre auch weiterhin ein abwechslungsreiches kulturelles Programm angeboten; von einer Sonderführung durch die militärisch noch genutzte Wilhelmsburgkaserne, einem Teil der historischen Bundesfestung Ulm, bis hin zu einem Dia-Vortrag über die Nationalparks der USA, können sich die Mitglieder beeindrucken lassen.

 

 

 

Da die Keinkaliberschießbahn sei Jahren nicht mehr genutzt wurde, entsprach sie auch nicht mehr den sicherheitstechnischen Vorgaben.

 

Nachdem sich wieder einige Interessierte gefunden hatten, wurde die Schießbahn 1997 wieder instand gesetzt. Es wurde eine Mannschaft gemeldet, die dann auch zur Überraschung aller, Kreissieger wurde. Ein Jahr später fand sich noch eine zweite  Kleinkalibermannschaft.

 

1999. Nach langer Zeit präsentierten sich die Schützen wieder öffentlich.Beim Festumzug anläßlich des 125-jährigen Jubiläums der TSG-Schnaitheim war man mit einem Festwagen und einer Schützengruppe mit dabei.

 

Das Orkantief „Lothar“ schneidet am Morgen des zweiten Weihnachtsfeiertages die beim Frühschoppen sitzenden von der Außenwelt ab. Erst dem zu Hilfe gerufenen Schützenkameraden Harald Huber ist es zu verdanken, daß die Zufahrt zum Schützenhaus wieder geräumt werden konnte. Gegen Abend war der Heimweg endlich wieder frei. 2000. Sportlich und gesellschaftlich aktiv, zeigte sich nun unser "kleiner" Verein in seinem einhundertjährigen Jubiläumsjahr.

 

...Artikel wird fortgesetzt